Basiskompetenzen
(Auszug aus „Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung" vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen Staatsinstitut für Frühpädagogik München)
Als Basiskompetenzen zählen grundlegende Fertigkeiten, die das Kind befähigen, mit anderen Kindern und Erwachsenen zu interagieren und sich mit den Gegebenheiten in seiner Umwelt auseinanderzusetzen.
Personale Kompetenzen
Selbstwahrnehmung
Selbstwertgefühl
Ein hohes Selbstwertgefühl ist die Voraussetzung für die Entwicklung von Selbstvertrauen. Wir versuchen durch das respektvolle und freundliche Verhalten der erwachsenen Bezugspersonen und der anderen Kinder, dass sich das Kind in seinem ganzen Wesen angenommen und geliebt fühlt.
Selbstkonzept
Das Selbstkonzept ist das Wissen über sich selbst. Die Leistungsfähigkeit bezieht sich auf unterschiedliche Lernbereiche, auf die Fähigkeit mit anderen Personen zurechtzukommen, welche Gefühle man in bestimmten Situationen erlebt, wie fit man ist und wie man aussieht. Wir versuchen durch positive Rückmeldungen für erbrachte Leistungen und aktives Zuhören die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.
Motivationale Kompetenzen
Autonomieerleben
Die Kinder wollen selbst bestimmen, was sie tun und wie sie es tun. Sie wollen nicht nur fremdgesteuert, sondern selbstbestimmt handeln und daraus lernen. Wir bieten den Kindern häufig Wahlmöglichkeiten an (z. B. Aktivitäten in der Freispielzeit, unterschiedliche Gestaltungsarbeiten etc..). So lernen sie, ihr Handeln an ihren Werten auszurichten und sich zu verhalten, wie es ihrem Selbst entspricht.
Kompetenzerleben
Die Kinder verfügen über einen gesunden Ehrgeiz und suchen ständig nach neuen Herausforderungen. Wir versuchen sie dabei besonders zu unterstützen und stellen ihnen Aufgaben, die ihren Leistungen entsprechen oder sogar noch darüber liegen.
Selbstwirksamkeit
Ein selbstwirksames Kind ist zuversichtlich und voller Selbstvertrauen. Es ist der Überzeugung, dass es alles schaffen wird, auch wenn es schwierig ist. Wir stärken die Kinder in dem wir ihnen die Angst vor Neuem und Schwierigem nehmen.
Außerdem gelten in jeder Einrichtung bestimmte Regeln, die eingehalten werden, trifft dies nicht zu, folgen vorhersehbare Konsequenzen.
Selbstregulation
Unter Selbstregulation versteht man, dass die Kinder ihr Verhalten selbst beobachten, es selbst bewerten und sich abschließend selbst belohnen oder bestrafen, je nachdem, ob es erfolgreich oder nicht erfolgreich war. Wir unterstützen die Kinder dadurch, dass wir Handlungsabläufe und Problemlösungen kommentieren.
Kognitive Kompetenzen
Differenzierte Wahrnehmung
Die Wahrnehmung durch Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen ist grundlegend für Erkennens-, Gedächtnis-, und Denkprozesse. Durch verschiedene Experimente und Aktivitäten regen wir die Kinder an, alle Sinne individuell einzusetzen.
Denkfähigkeit
Das Denken der Kinder führt häufig zu Widersprüchen, die dem Kind nicht bewusst sind. Wir versuchen die Denkaufgaben, die wir den Kindern stellen, dem Entwicklungsstand jedes Kindes anzupassen. Wir unterstützen die Begriffsbildung, indem konkrete Ereignisse, im Rahmen von Experimenten oder in Diskussionen präsentiert und geklärt werden.
Gedächtnis
Kinder im Vorschulalter verfügen über gute Wiedererkennungsfähigkeit und auch über ein recht gutes Ortsgedächtnis, d. h. sie können versteckte Gegenstände wiederfinden. Sie erhalten bei uns viele Gelegenheiten, ihr Gedächtnis zu schulen, indem sie z. B. Geschichten nacherzählen, Gedichte und Lieder lernen. Auch mit verschiedenen Spielen (Memory, Kim-Spiele etc.) kann das Gedächtnis geschult werden.
Problemlösefähigkeit
Die Kinder lernen, Probleme unterschiedlicher Art zu analysieren, Problemlösungsalternativen zu entwickeln, diese abzuwägen, sich für eine von Ihnen zu entscheiden, diese angemessen umzusetzen und den Erfolg zu prüfen. Wir unterstützen die Kinder dabei, indem wir ihnen die Probleme nicht abnehmen, sondern die Kinder ermuntern, selbst nach Lösungen zu suchen.
Phantasie und Kreativität
Kreativität zeigt sich durch originellen Ausdruck im motorischen, sprachlichen, musikalischen und gestalterischen Bereich. Wir ermuntern die Kinder, Reime zu erfinden, phantasievolle Geschichten zu erzählen, nach eigenen Vorstellungen zu malen, selbst erfundene Melodien zu singen, auf einem Musikinstrument zu spielen oder sich rhythmisch zur Musik zu bewegen. Dabei stellen wir den Kindern ausreichend, abwechslungsreiches Material zur Verfügung, damit sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen können.
Physische Kompetenzen
Übernahme von Verantwortung für Gesundheit und körperliches Wohlbefinden.
Die Kinder lernen in unserer Einrichtung grundlegende Hygienemaßnahmen selbständig auszuführen, z. B. Hände waschen, Nase putzen, Toilettengang. Außerdem wird es über den gesundheitlichen Wert einzelner Lebensmittel informiert und entwickelt eine positive Einstellung gegenüber gesunder und ausgewogener Ernährung.
Grob- und feinmotorische Kompetenzen
Die Kinder erhalten ausreichend Gelegenheit, die Grob- und Feinmotorik zu üben. Sie können ihren Bewegungsdrang ausleben (täglicher Aufenthalt im Garten), körperliche Fitness ausbilden, den Körper beherrschen lernen und Geschicklichkeit entwickeln (1 x wöchentliche Bewegungsangebote), Fädelspiele, Mal- und Bastelangebote.
Fähigkeit zur Regulierung von körperlicher Anspannung
Die Kinder lernen, dass es wichtig und notwendig ist, sich für bestimmte Aufgaben körperlich und geistig anzustrengen und sich danach wieder zu entspannen (z. B. durch ruhigere Tätigkeiten wie Bilderbuch anschauen, Rückenmassage mit Igelbällen etc.)
Kompetenzen zum Handeln im sozialen Kontext
Soziale Kompetenzen
Gute Beziehungen zu Erwachsenen und Kindern
In unserer Einrichtung haben die Kinder die Gelegenheit, Beziehungen aufzubauen, die durch Sympathie und gegenseitigen Respekt gekennzeichnet sind. Wir unterstützen die Kinder, durch einen offenen und wertschätzenden Umgang, Gespräche über das soziale Verhalten, neue Kinder unterstützen wir bei der Kontaktaufnahme.
Empathie und Perspektivenübernahme
Die Kinder lernen, die Fähigkeit zu entwickeln, sich in andere Personen hineinzuversetzen, sich ein Bild von ihren Gefühlen zu machen und ihr Handeln zu verstehen. Zugleich lernen die Kinder ihre Eindrücke im Gespräch mit ihrem Gegenüber zu überprüfen.
Kommunikationsfähigkeit
Die Kinder lernen sich angemessen auszudrücken, die richtigen Begriffe sowie eine angemessene Gestik und Mimik zu verwenden. Sie lernen auch, Kinder ausreden zu lassen, ihnen zuzuhören und bei Unklarheiten nachzufragen. Wir bieten dazu den Kindern viele Gelegenheiten Gespräche zu führen (z. B. im Stuhlkreis, bei Bilderbuchbetrachtungen, beim Besprechen von Experimenten ...).
Kooperationsfähigkeit
Die Kinder lernen mit anderen Kindern und Erwachsenen bei gemeinsamen Aktivitäten zusammenzuarbeiten (z. B. Tisch decken, Spiele, Erarbeiten von Projekten ...). Dabei lernen sie sich mit anderen abzusprechen, gemeinsam etwas zu planen, dies abgestimmt durchzuführen und abschließend über die Erfahrungen zu sprechen. Wir bieten den Kindern verschiedene Möglichkeiten zur Kooperation (z. B. bei der Raumgestaltung, bei der Spieleckenauswahl, bei Vorbereitungen von Festen...).
Konfliktmanagement
Zwischenmenschliche Konflikte treten im Kindergartenalter gehäuft auf. Deshalb ist dies eine für das Erlernen von Konfliktlösetechniken besonders gut geeignete Zeit. Die Kinder erfahren, wie sie die Verschärfung von Konflikten verhindern und wie sie sich durch andere hervorgerufenen Gefühle distanzieren und Kompromisse finden können. Dabei versuchen wir den Kindern aufzuzeigen, wie sie als „Mediator" in Konflikte anderer Kinder vermittelnd eingreifen können.
Entwicklung von Werten und Orientierungskompetenz
Werthaltungen
Durch das grundlegende Bedürfnis der Kinder nach sozialer Zugehörigkeit übernehmen sie die Werte der Bezugsgruppe und machen diese Werte zu ihren eigenen. Wir leben den Kindern christliche und andere verfassungskonforme Werte vor und setzen uns mit ihnen darüber auseinander, welche diese Werte für das eigene Verhalten haben.
Moralische Urteilsbildung
Die Kinder lernen in der Auseinandersetzung mit anderen Kindern und den pädagogischen Fachkräften, ethische Streitfragen zu erkennen, zu reflektieren und dazu Stellung zu nehmen. Wir unterstützen die Kinder dabei, indem wir passende Geschichten vorlesen oder erzählen und die Kinder ermuntern, ihre Gedanken dazu zu äußern.
Unvoreingenommenheit
In einer welt- und wertoffenen Gesellschaft ist es unabdingbar, dass Kinder Personen mit anderen Werten, Einstellungen und Sitten gegenüber unvoreingenommen sind. Für unsere Kinder ist es eine Selbstverständlichkeit unsere Einrichtung gemeinsam mit Kindern aus anderen Kulturkreisen zu besuchen und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Zugleich ist es auch wichtig, dass sich alle Kinder ihrer eigenen Kultur zugehörig fühlen.
Sensibilität für und Achtung von Andersartigkeit und Anderssein
Jedes Kind ist ein einzigartiges Individuum. Es hat ein Recht darauf, als solches anerkannt zu werden – unabhängig davon, ob es z. B. behindert oder nicht behindert, schwarz oder weiß, männlich oder weiblich ist. Bei uns lernen die Kinder, dieses Recht für sich zu beanspruchen und anderen zu gewähren.
Solidarität
Die Kinder lernen in der Gruppe zusammenzuhalten und sich füreinander einzusetzen. Das bedeutet, dass wir und andere Erwachsene Verständnis haben, wenn Kinder ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche uns gegenüber zum Ausdruck bringen – schließlich sind die Kinder in der Regel die Schwächeren.
Fähigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme
Verantwortung für das eigene Handeln
Die Kinder lernen, dass sie selbst für ihr Verhalten und Erleben verantwortlich sind und dass sie ihr Verhalten anderen gegenüber kontrollieren können.
Verantwortung anderen Menschen gegenüber
Die Kinder lernen sich für Schwächere, Benachteiligte und Unterdrückte einzusetzen – egal, ob es andere Kinder in ihrer Gruppe, ihnen bekannte Menschen oder Fremde sind.
Verantwortung für Umwelt und Natur
Schon in den ersten 6 Lebensjahren begegnen Kinder der zunehmenden Umwelt-verschmutzung. Es ist wichtig, das Kinder Sensibilität für alle Lebewesen und die natürliche Lebensgrundlagen entwickeln und dabei lernen, ihr eigenes Verhalten zu überprüfen, inwieweit sie selbst etwas zum Schutz der Umwelt und zum schonenden Umgang mit ihren Ressourcen beitragen können. Wir praktizieren mit den Kindern Mülltrennung, achten darauf, dass wenig Müll produziert wird (Brotzeit in Dosen, keine Plastiktüten ...), beim Aufenthalt im Garten, bei Waldtagen und Spaziergängen achten wir auf Tiere und Pflanzen.
Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe
Akzeptieren und Einhalten von Gesprächs- und Abstimmungsregeln
Unsere Tageseinrichtung steht in der besonderen Verantwortung, Kinder auf das Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten. Kinder sollen Entscheidungsfindungen und Konfliktlösungen auf demokratischem Weg lernen – im Gespräch und durch Abstimmungen, nicht aber durch Gewalt und Machtausübung.
Einbringen und Überdenken des eigenen Standpunktes
Teilhabe an Demokratie bedeutet auch, dass die Kinder in der Lage sind, eine eigene Position zu beziehen und nach außen zu vertreten, dass sie andere Meinungen akzeptieren und Kompromisse aushandeln.
Lernmethodische Kompetenzen
Kompetenter Umgang mit Veränderungen und Belastungen
Widerstandsfähigkeit (Resilienz)
Resilienz ist die Grundlage für eine positive Entwicklung, Gesundheit, Wohlbefinden und hohe Lebensqualität sowie der Grundstein für einen Umgang mit individuellen, familiären und gesellschaftlichen Veränderungen und Belastungen.
Erscheinungsformen von Resilienz sind insbesondere:
- positive Entwicklung trotz andauernd hohem Risikostatus (z. B. Armut, psychische Erkrankung eines Elternteils, eigene chronische Erkrankung oder Behinderung)
- Beständige Kompetenz auch unter akuten Stressbedingungen, die kritische Lebensereignisse ( z. B. elterliche Trennung und Scheidung, Wiederheirat eines Elternteils)
- Positive bzw. schnelle Erholung von traumatischen Erlebnissen(z.B. Tod eines Elternteils, sexueller Missbrauch, Kriegserlebnisse)
Resiliente Kinder, die sich trotz riskanter Lebensumstände zu einer kompetenten, leistungsfähigen, stabilen und selbstbewussten Persönlichkeit entwickeln, zeichnen sich insbesondere durch folgende personale Ressourcen aus:
- Hohe Problemlösefähigkeit, Kreativität, Lernbegeisterung
- Positive Selbsteinschätzung, Selbstvertrauen, hohes Selbstwertgefühl
- Sicheres Bindungsverhalten
- Positives Denken, optimistische Lebenseinstellung
- Talente, Interessen und Hobbys
Die sozialen Ressourcen entscheiden maßgeblich, inwieweit es Kindern gelingt, sich zu resilienten Persönlichkeiten zu entwickeln, so insbesondere:
- Sicher Bindungen und positive Beziehungen zu seinen erwachsenen Bezugspersonen
- Positive Rollenmodelle
- Offenes, wertschätzendes Klima sowie demokratischer Umgangs- und Erziehungsstil
- Positive Freundschaftsbeziehungen
- Positive Lernerfahrungen in unserer Einrichtung
- Konstruktive Zusammenarbeit zwischen Elternhaus, Kindertageseinrichtung und Schule